Ein Projekt im Rahmen des Gedenkjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

Publikation: 780 Jahre jüdisches Leben in Kaiserswerth

Ein Projekt im Rahmen des Gedenkjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ Unter der Schirmherrschaft von Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf

Das bundesweite Gedenkjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ bezieht sich auf die erste Erwähnung jüdischer Bürger im Jahr 321 in Quellen der römischen Kolonie, aus der sich die Stadt Köln entwickelte.

Kaiserswerth wurde bekanntlich einige Jahrhunderte später gegründet, sodass hier die urkundliche Erwähnung jüdischen Lebens im Jahr 1241 in einer Reichssteuerliste zu finden ist. Die Tatsache, dass Juden zu dieser Zeit Steuern zahlten, lässt auf eine wirtschaftlich solide, sicher schon einige Jahrzehnte zuvor beginnende Ansiedlung jüdischer Händler schließen. Somit blickt Kaiserswerth auf ein bereits über 780 Jahre währendes Zusammenleben christlicher und jüdischer Bewohner zurück. Juden bildeten die erste religiöse Minderheit im katholischen Ort, bevor im 18. Jahrhundert auch evangelische Christen dazu kamen.

Die Stadt stellt ein typisches Beispiel für die Existenz des sogenannten Landjudentums in Deutschland dar, worauf die einleitenden Worte des jüdischen Publizisten Micha Brumlik hinweisen. Das Miteinander gestaltete sich bis zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft gut nachbarschaftlich und wurde erst zu diesem Zeitpunkt jäh unterbrochen. Die geplante Publikation möchte besonders die verschiedensten Aspekte dieser friedlichen, Jahrhunderte andauernden Koexistenz beleuchten. Im ersten Kapitel skizziert Bastian Fleermann die Entwicklung von den Anfängen bis zum Jahr 1933. Vertiefende Beiträge von Michael Buhlmann analysieren die überlieferten Quellen des Mittelalters und der frühen Neuzeit.

Das einzige Relikt jüdischen Lebens in Kaiserswerth stellt der alte Friedhof an der Ecke Alte Landstraße/Zeppenheimer Weg dar. Er existiert bereits seit dem 17. Jahrhundert und wird in einem eigenen Kapitel ausführlich vorgestellt. Die beklemmende Zeit des Nationalsozialismus führte zum vollständigen Verschwinden der jüdischen Bevölkerung. Dass davon auch christliche Menschen jüdischer Herkunft betroffen waren, machen die Beiträge von Annett Büttner über die Diakonissen Erna und Johanne Aufricht sowie die Abhandlung von Volker Stolle über den Leiter des Schulwesens der Kaiserswerther Diakonie Karl Mützelfeldt deutlich.

Einzelnen Familien widmen sich die Beiträge der Projektinitiatorin Elena Wohlreich. Sie stellt nicht nur die genealogischen Verbindungen zwischen den Familien her, sondern verfolgt auch die überlebenden Generationen in ihren Exilländern Großbritannien, Kanada und den USA bis in die Gegenwart. Hildegard Jakobs und Franz-Josef Vogel widmen sich weiteren Aspekten jüdischen Lebens in Kaiserswerth. Den Abschluss bildet eine Würdigung des Historikers Prof. Helmut Hirsch, des ersten jüdischen Mitbürgers nach dem Holocaust durch Mario Keßler. Dass auch die heutige Generation ihre Augen vor dem historischen Geschehen nicht verschließt beweist der letzte Beitrag einer Schülerin des Fliedner-Gymnasiums, die ein Schulprojekt zur Pflege der Stolpersteine auf dem Kaiserswerther Markt vorstellt.

Autoren:

  • Dr. Annett Büttner, Historikerin, Herausgeberin
  • Prof. Dr. Micha Brumlik, Erziehungswissenschaftler und Publizist
  • Michael Buhlmann, Historiker und Mathematiker
  • Dr. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf
  • Hildegard Jakobs, stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte
  • Prof. Dr. Mario Keßler, emeritierter Prof. am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
  • Prof. Volker Stolle, emeritierter Professor für Neues Testament an der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel
  • Franz-Josef Vogel, Heimathistoriker
  • Elena Wohlreich, Architektin und Künstlerin, Herausgeberin

Die Publikation ist reich bebildert und wird ca. 200 Seiten umfassen. Sie soll am 1. Oktober 2021 – anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Ein Haus auf der Brücke“, 1.10.-19.12.2021 – im Museum des Heimat- und Bürgervereins Kaiserswerth (Fliedner Straße 32, 40489 Düsseldorf) der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Sie ist über den Heimat- und Bürgerverein zu beziehen (https://www.museum-kaiserswerth.de/).

Veranstalter: Heimat- und Bürgerverein Kaiserswerth Ansprechpartner:

Elena Wohlreich, Projektleiterin und Herausgeberin, Tel. 0179-5290516, wohlreichelena@gmail.com Dr. Barbara Grotkamp-Schepers, Kuratorin Tel. 0172-2952547, grotkamp-schepers@gmx.de

Dr. Annett Büttner, Herausgeberin, Tel. 0163-8662424, info@geschichte-in-kaiserswerth.de