Über den Heimat- und Bürgerverein Kaiserswerth e.V.

Liebe Mitglieder,

liebe Interessierte!

Zwei Artikel über den Heimat- und Bürgerverein Kaiserswerth hat das Vereinsmitglied Heinrich Sövegjarto jüngst erstellt.

Lesen Sie die Darstellung der Vereinsgeschichte gerne auf der Seite Verein unter Vereinsgeschichte.

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Der doppelköpfige Adler ist bereits seit dem 13. Jahrhundert der Hauptbestandteil des Kaiserswerther Wappens.

Die Vereinsgeschichte - kurz zusammengefasst

Text: Heinrich Sövegjarto

Mit der Eingemeindung nach Düsseldorf 1929 verlor die fast 800 Jahre selbständige Stadt Kaiserswerth eine eigene politische Vertretung, um die Vorstellungen und Wünsche der Bürger zu artikulieren und gegenüber der Verwaltung geltend zu machen.

Nach Ende der NS-Diktatur 1945 und mit dem Aufbau eines demokratischen Staates 1949 initiierte der Kaiserswerther Dichter und Dramaturg Herbert Eulenberg (1876 – 1949) die Gründung des Vereins „Heimatfreunde Kaiserswerth e. V.“. Den Vorsitz übernahm Hans Tussing, den stellv. Vorsitz Dr. Hans Stöcker. Neben der Mitwirkung bei kommunalen Einrichtungen und Angelegenheiten wie Ausweisung von Baugebieten, Denkmalschutz, Straßenbau, Parkplätze, Trassierung der B8 östlich von Kaiserswerth, Flughafenausbau usw., wurden insbesondere auch kulturelle Aktivitäten und Aufgaben herausgestellt.

Bemühungen zur Verschönerung des Ortsbildes führten u. a. zu Büsten von fünf bekannten Kaiserswerther Persönlichkeiten im Stadtpark, Ersatz des trommelnden Hitlerjungen auf dem Brunnen am Klemensplatz durch den trinkenden Jungen, den Zöllner am Zollhaus, das Spee-Epitaph an der Basilika und das Treidelrelief.

Die Umbenennung in „Heimat- und Bürgerverein Kaiserswerth e. V.“ erfolgte 1960. Der Verein wurde Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Düsseldorfer Heimat- und Bürgervereine.

Mit der kommunalen Neuordnung zum 01. Jan. 1975 rückte Kaiserswerth durch die Eingemeindung von Wittlaer und Angermund vom Stadtrand in die Mitte des Stadtbezirks 5. Mit einer Bezirksvertretung (19 Mitglieder) und einem Bezirksvorsteher (heute Bezirksbürgermeister) wurde zwar eine politische Vertretung für den Stadtbezirk geschaffen, ein Gremium für die Wahrung der besonderen Kaiserswerther Anliegen war jedoch weiterhin sinnvoll und erforderlich, einerseits durch vermehrten Zuzug in bauliche Verdichtung und neue Baugebiete, als auch wegen steigender Mitgliederzahlen im Verein.

Der Vorsitzende Gregor Menges (Vorsitz 1974 – 1991) verhinderte die Verfüllung eines Baggerlochs an der Kittelbachstraße, welches zu einem wertvollen Rückzugsgebiet für bedrohte Lurche umgestaltet wurde. Sozusagen ein Ersatz für die im regulierten Rhein verschwunden Sandbänke. Die Bemühungen wurden 1984 mit dem Umweltpreis der Stadt Düsseldorf gewürdigt. Der Verein hat eine Patenschaft für dieses Biotop übernommen (Naturdenkmal „Spee-Biotop“).

1984 wurde die Idee von Hannes Esser verwirklicht, am Kaiserswerther Markt ein Museum einzurichten. Grundstock und noch heute Kernstück ist ein von ihm geschaffenes, historisches Stadtmodell 1:20 (vor 1702) in gebranntem Ton. 1991 konnte das Museum in das Schulgebäude an der Fliednerstraße 32 umziehen. Dort stehen großzügige Ausstellungs-, Vereins- und Archivräume zur Verfügung.

Am „Entwicklungskonzept Kaiserswerth“ ab 2003 wirkte der „Arbeitskreis Stadtbildpflege“ im Verein mit. Es wurde bis Mitte der 2010er Jahre umgesetzt. Wesentlicher Teil war die Sanierung der Bastion Suitbertus unterhalb der Klemensbrücke und die Umgestaltung der Westseite des Klemensplatzes.

Auf einem verwilderten Grundstück „Am Hohen Wall“ im historischen Ortskern von Kaiserswerth gestaltete der Verein 2012 das „Kaisergärtchen“ und pflegt das Grundstück seitdem.

Die Corona-Pandemie und der plötzliche Tod des Vereinsvorsitzen, Wilhelm Mayer, und seines kommissarischen Stellvertreters, Armin Mahn, 2020 beeinträchtigten die Vereinsarbeit.

Der Verein ist im Laufe der Jahrzehnte aktiv geworden mit der Herausgabe von Schriften zur örtlichen Heimatkunde und Geschichte, Ausstellungen, Vorträgen, Lesungen, Studien-Ausflügen, verschiedene Veranstaltungen wie Stadt- , Heimat-, Brauchtums- und Jubiläumsfeste, naturkundliche Spaziergänge, Stadtführungen, „Dreck-weg-Tag“, den Bürgermarkt u. a..

Das derzeitige Vorstandsteam schaffte nach der Corona-Pandemie mit mehreren gut besuchten Kunstaustellungen und weiteren Veranstaltungen einen Neuanfang. 

Die beiden Kaiserswerther Engel am heutigen Standort vor der Johanneskirche in Düsseldorf. Foto: H. Sövegjarto

Die beiden Kaiserswerther Engel am heutigen Standort vor der Johanneskirche in Düsseldorf. 

Foto: Heinrich Sövegjarto

Als der Heimat- und Bürgerverein zwei Engeln Asyl gewährte

Text: Heinrich Sövegjarto

Zu den Kaiserswerther „Sehenswürdigkeiten“ gehörten von 1952 bis 1994 zwei übergroße Engel. Einem fehlte der Kopf und auch im Übrigen wiesen die beiden Skulpturen Schäden auf, die auf Kriegseinwirkungen schließen ließen. Besonders auffällig war, dass die beiden Engel nicht erhöht auf Podesten standen, schwebend oder mahnend weithin sichtbar, wie man es von Engeln gewöhnt ist, sondern demütig kniend unten im Festungswallgraben unter der Klemensbrücke. Was für Schicksale hatten diese beiden Engel hinter sich?

1878 waren sie vom Bildhauer C. Müller geschaffen worden und für die drei Jahre später fertiggestellte Johanneskirche am Martin-Luther-Platz in der Stadtmitte bestimmt. Erhöht standen sie über den Giebeln des Süd- und Nordportals und schauten hinab auf die Stadt.
Die Kirche und auch die beiden Engel wurden Opfer alliierter Bombenangriffe schon 1943. Einer der Engel soll seinen Kopf aber erst nach dem Krieg beim Wiederaufbau der Kirche 1951/52 durch Absturz von seinem erhöhten Standort verloren haben. Die Johannes-Kirchengemeinde und die Architekten sahen damals im Bereich der Kirche keinen Aufstellungsort mehr für die beiden Himmelsboten und entschieden sich für eine „Entsorgung“. Damals hieß das noch „auf den Schutthaufen!“ Dr. Hans Stöcker, seinerzeit Chef der Lokalredaktion der Rheinischen Post mit seinem Büro gleich nebenan, gleichzeitig Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins Kaiserswerth e.V., verfolgte das Geschehen. Da er der Ansicht war, dass man Engel nicht wegwirft, auch wenn sie sichtbar ein schweres Schicksal hinter sich haben und vom Schönheitsideal abweichen, ließ er die beiden Skulpturen nach Kaiserswerth schaffen. Im damals noch ziemlich verwilderten Wallgraben unterhalb der Klemensbrücke fanden sie eine Bleibe. Sie standen jetzt nicht mehr hoch oben auf Podesten, sondern unterhalb der über die Klemensbrücke eilenden Menschen. Dr. Stöcker war sich sicher, im Sinne des Heimat- und Bürgervereins e. V. zu handeln, wenn er diesen beiden Himmelsboten in Kaiserswerth eine neue Heimat bot. Es wird berichtet, dass nicht alle Vorstandmitglieder seine Meinung teilten und ihn auch wegen der aus der Vereinskasse bezahlten Transportkosten kritisierten. Es soll der Grund für seinen Rücktritt vom Vereinsvorstand gewesen sein.

Viele Kaiserswerther und nach Kaiserswerth strömende Ausflügler schlossen aber die beiden Engel in ihr Herz. Sie waren eine Bereicherung für die mit vielen Denkmälern und Erinnerungen aus dreizehn Jahrhunderten bewegter Geschichte ausgestattete ehemalige Reichs- und Stauferstadt. Ihre Standorte, etwas abseits und unterhalb der Hektik von Klemensplatz und Kaiserswerther Markt, waren für viele Menschen auch ein Ort der Besinnung. Zweifellos der größte Liebhaber den beiden Engel war der damals in Kalkum lebende Bildhauer und Lyriker Siegfried Dammrath. Er übernahm eine Denkmal-Patenschaft. Mehr als 50 Engelsgedichte sollen im Laufe von 35 Jahren entstanden sein. Neun dieser Gedichte erschienen 1986 in Zandvoort/NL in einem schmalen Bändchen „Dein Engel“. Frau Prof. Dr. Marcella Roddewig, Herausgeberin des „Deutschen Dante-Jahrbuches“, schrieb 1987, dass dieser Engel-Zyklus zu den schönsten und bewegenden Gedichten in deutscher Sprache gehört, die ihr begegnet seien.

Als 1952 der Kinderspielplatz unterhalb der Klemensbrücke angelegt wurde, in unmittelbarer Nähe der beiden Engel, würdigte sie Oberbürgermeister Josef Gockeln bei der Einweihung. Sie würden jetzt die spielenden Kinder beschützen. Als „Kaiserswerther Engel“ waren die beiden Sandsteinskulpturen in Kaiserswerth voll und ganz integriert, gerade auch wegen ihres den Menschen nahen Standortes zum Anfassen. Ein Beispiel, dass Engel überall sind, nicht nur schwebend oben und im Himmel?

Beim Bau der Schadow-Arkaden 1994, neben der Johanneskirche, erinnerten sich die Bauherren und die Johannes-Kirchengemeinde der verstoßenen Engel in Kaiserswerth. Offensichtlich war die Kirchengemeinde in der Stadtmitte inzwischen geläutert in Bezug auf den Umgang mit Engeln. Sie regten eine Rückführung auf einen repräsentativen Platz zwischen Johanneskirche und Schadow-Arkaden an, zudem wieder erhaben auf Podesten.
Schweren Herzens stimmen Denkmalpate, Bezirksvertretung 5 und Heimat- und Bürgerverein einer Rückführung der Engel zu. 

Das letzte „abendliche Treffen bei den Engeln“ am 16. April 1994 im Wallgraben in Kaiserswerth aus Anlass des Abtransports war eine Trauerfeier, bei der Siegfried Dammrath einige seiner Engelsgedichte vortrug, die schon Gegenstand von Dichterlesungen in Amsterdam, Straßburg, Salzburg und Zürich gewesen waren.

Heute sind die beiden Schutzengel „schwerverletzte“, mahnende Zeugen, ein bewegendes Mahnmal gegen Krieg, Zerstörung und Hass. Gott sei Dank haben „unsere beiden“, so Pfarrer Hans Lücke von der Johannes-Kirchengemeinde, „als solche ihren Platz wieder in der Nähe ihres ursprünglichen Standortes finden dürfen. Kirchenführungen für Kinder und Jugendliche beginnen meist draußen bei den beiden Engeln und sie erzählen ihre erschütternde Geschichte, von Ihrer Entfernung und ihrer wunderbaren Heimkehr“.

 

In Kaiserswerth bleiben die beiden Engel unvergessen mit ihrem Schicksal und zeitweiligen „Asyl“ hier. Sie sind als „Kaiserswerther Engel“ auch eine Verbindung zwischen der heutigen großartigen Landeshauptstadt und der ehemals stolzen staufischen Reichsstadt.